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Auf Bombensuche in Böckingen - Besteht Gefahr für Mensch und Grundwasser?

Seit dieser Woche spürt ein Spezialteam in einer ehemaliger Kiesgrube entschärfte Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg auf. Dabei müssen sie sensibel vorgehen, denn die Gefahrenlage ist teilweise noch unklar. Und der nächste Auftrag wartet schon.

Der kleine Weg führt am Ortsausgang von Böckingen Richtung Leingarten rechts ab in Richtung Trappenhöhe. "Rettungsweg Kampfmittelbeseitigung" steht auf den Schildern, die entlang des Weges bis zur ehemaligen Zehner'schen Kiesgrube führen. Dort sollen 1948 nach Augenzeugenberichten neben Schrott und Müll mehrere entschärfte Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg vergraben worden sein.

Deshalb ist die Wiese, unter der die Kiesgrube liegt, seit zwei Tagen weiträumig abgesperrt, Bagger sind im Einsatz, im Zentrum der Baustelle fällt ein Bohrlafettengerät auf. Dort richtet Darek Zabawa gerade einen neuen Bohrkopf aus. Der Maschinist der Tom-Kampfmittelbeseitigung GmbH aus dem niedersächsischen Bad Bentheim führt mit einem kleinen Team die umfangreichen Bohrungen vor Ort durch.

Zeitzeugen wiesen schon vor Jahren auf Fliegerbomben hin

Zuvor wurde der Bereich, an dem sich die Kiesgrube befand, akribisch fotografiert und analysiert. "Wir haben zwei Stellen gefunden, wo anhand der Luftbilder die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass dort die vermuteten Blindgänger liegen", erklärt der Diplom-Geologe Bernd Wacker. Der Prokurist der Professor Burmeier Ingenieurgesellschaft GmbH aus Heilbronn plant im Auftrag der Stadt die Kampfmittelsuche auf dem Gelände. 

"Zusätzlich haben wir unsere Erfahrungswerte und die Aussagen der Zeitzeugen, die schon vor vielen Jahren auf die alten Fliegerbomben hingewiesen haben", betont Wacker. Dort wurde ein Pflock eingeschlagen von dem ausgehend das Team sternenförmig im Abstand von 1.50 Meter Probebohrungen durchführt.

"Der magnetische Fingerabdruck einer Bombe ist schon relativ charakteristisch", erläutert Nils Salomon. "Wenn wir die Bomben gefunden haben, graben wir sie frei", so der Tom-Betriebsleiter. Dann ist der Kampfmittelbeseitigungsdienst des Landes am Zug, der die Bomben bewertet, gegebenenfalls entschärft und entsorgt. Insgesamt drei Monate Zeit hat die Stadt Heilbronn für den gesamten Prozess geplant, als Kosten sind bis zu 450.000 Euro veranschlagt. "Erst wenn wir die Fakten vorliegen haben, können wir entscheiden, wie es weitergeht", macht Jan Fries klar. "Der Fall ist selten, weil man wohl weiß, dass hier über mehrere Jahre Bomben abgelegt wurden", unterstreicht der Leiter des Amts für Liegenschaften und Stadterneuerung. 

Bomben wurden entschärft – Welche Gefahr besteht?

Da die Bomben zuvor offensichtlich entschärft wurden, gehen die Experten aber von keinen Gefahren aus. Allerdings stellen die Zersetzungsprodukte des Sprengstoffs eine mögliche Gefahr für das vorhandene Grundwasser dar. "Die Kiesgrube wurde damals als Müllkippe genutzt, da hat man vieles hineingekippt, nach sechs Jahren Krieg war man auch nicht gerade sensibel", bekräftigt Bernd Wacker.

Währenddessen hängt Kristow Kowalski die nächste Flachförderschnecke ein, wie der Bohrer im Fachjargon heißt, die Maschinist Darek Zabawa anschließend per Fernbedienung langsam in die Tiefe schickt. Sieben dieser Schnecken hintereinander sind nötig, um die geforderten 20 Meter zu erreichen. Dabei ist Vorsicht geboten. "Entscheidend ist, dass die Sonde möglichst schonend an die vermutete Lagerstelle herangeführt wird", betont Nils Salomon. Ist die Tiefe erreicht, setzt der Bagger ein Leerrohr ein, um die Bohrung zu sichern.

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Reizvolle Herausforderung

"Bei uns packen alle mit an, wo es nötig ist", versichert Nils Salomon, der die Beseitigung der möglichen Gefahren als "eine reizvolle Herausforderung in seinem Beruf" bezeichnet. Eineinhalb Wochen hat sich das Kampfmittelbeseitigungsunternehmen für den Einsatz auf der Böckinger Trappenhöhe vorgenommen.

Dann wartet bereits der nächste Auftrag. Denn die Arbeit wird dem Unternehmen mit insgesamt rund 40 Mitarbeitern nicht ausgehen. "Ich glaube nicht daran, dass ich es noch erleben werde, dass Deutschland kampfmittelfrei wird", ist sich der 52-Jährige Salomon sicher.

 

Zimmermann, Thomas: Auf Bombensuche in Böckingen - Besteht Gefahr für Mensch und Grundwasser?, in: Heilbronner Stimme (17.08.2023)

www.stimme.de/regional/region/bombensuche-boeckingen-heilbronn-fliegerbombe-spezialteam-entschaerfung-zweiter-weltkrieg-art-4831737

 

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